Schlusskonzert Saison 23/24

16. Juni 2024  17:00 Uhr 

Franz Schubert Streichquintett C-Dur D956

Lubos Quintett

 

Geplantes Programm

 

Luigi Boccherini (1743-1805)

Quintetto per Archi E-Dur, op. 13 Nr. 5

I. Amoroso

II. Allegro con spirito

III. Minuetto – Trio

IV. Rondo

 

Maria Bach (1896-1978)

Streichquintett (1936)

I. Bewegt, energisch

II. Thème et variations

III. Sakraler Tanz

 

-Pause-

 

Franz Schubert (1797-1828) Streichquintett C-Dur, D956

I. Allegro ma non troppo

II. Adagio

III. Scherzo. Presto - Trio. Andante sostenuto

IV. Allegretto

Konzertbeschreibung

 

Luigi Boccherini (1743-1805) Quintetto per Archi E-Dur, op. 13 Nr. 5

Boccherinis Gesamtwerk erhält bis heute nicht die Anerkennung, die es eigentlich verdient hätte. Neben Haydn und Mozart hat vor allem er die Streicherkammermusik entscheidend geprägt und weiterentwickelt. Selbst ein außergewöhnlicher Cellist, gründete er das erste feste Streichquartett der Musikgeschichte. Ebenso war er der erste europäische Komponist, der mit Kammermusikliteratur unglaubliche Summen verdienen konnte.

Mit einer Anzahl von 110 Werke machen seine Quintette mit zwei Celli – eine bis heute eher unübliche Besetzung – den größten Teil seines Schaffens aus.

Sein Quintett op. 13 Nr. 5 in E-Dur ist eines seiner frühen Werke. Es beginnt anstatt eines schnellen Kopfsatzes mit einem zarten Amoroso, dessen Melodie in liebevollen Terz- und Sextparallelen geführt wird, immer wieder unterbrochen von Vogelstimmen. Den Platz einer schwungvollen Eröffnung nimmt das darauf folgende, virtuose Allegro con spirito ein.

Das Minuetto hat absolutes Ohrwurmpotenzial und schaffte es wohl schon 1874 auf eine damalige „Klassikhitliste“. Spätestens jedoch seit dem Film

„Ladykillers“ (1955) erlangte dieses Stück Musik Weltruhm. An den Schluss des Quintetts stellt Boccherini ein leichtfüßiges Rondo.

Maria Bach (1896-1978) Streichquintett (1936)

Emilie Maria von Bach, Pianistin, Geigerin, Komponistin und ebenfalls bekannt als Malerin, wird heutzutage kaum noch jemandem ein Begriff sein. Obwohl sie in jungen Jahren durchaus Erfolge verzeichnen konnte, ist ihr Werk inzwischen leider unbekannt und wird kaum aufgeführt.

Die Entdeckung ihres Streichquintetts von 1936 verdanken wir der großartigen Arbeit der „Pforte“, die trotz erschwerter Bedingungen und Nachlassstreitigkeiten unter anderem auch dieses Werk ausgegraben, aufgearbeitet und zur Aufführung gebracht hat. Durch Zufall stießen wir auf

einen Mitschnitt und waren von der Dichte und Emotionalität von Bachs Musik sofort gefesselt.

Der energische erste Satz packt den Zuhörer von der ersten Note an, dichtes klangliches Geflecht wechselt sich ab mit flirrendem Streicherklang, Maria Bach geht hier nicht nur dynamisch in die Extreme. Fast schlicht mutet hingegen das choralartige Thema des zweiten Satzes an, das anschließend in farbenreichen Variationen verarbeitet wird. Dem stellt sich der Sakrale Tanz entgegen, der mit seinen rituellen, harten Rhythmen einen fulminanten Schlusspunkt setzt.

 

Franz Schubert (1797-1828) Streichquintett D956, C-Dur

„Freylich ist’s nicht mehr jene glückliche Zeit, in der uns jeder Gegenstand mit einer jugendlichen Glorie umgeben scheint, sondern jenes fatale Erkennen der miserablen Wirklichkeit, die ich mir durch meine Phantasie (Gott sey’s gedankt) so viel als möglich zu verschönern suche.“

Franz Schubert in einem Brief an seinen Bruder Ferdinand, 1824

In diesen Zeilen lässt sich leicht erahnen, welcher Gemütszustand Franz Schuberts letzte Lebensjahre prägte. Auch sein Streichquintett C-Dur, das er nur wenige Monate vor seinem frühen Tod mit 31 Jahren komponierte, scheint er mit dieser Aussage zu umfassen. Schubert vereint in diesem gewaltigen Werk berückende Schönheit und existenzielle Dramatik.

Er hat mit diesem Quintett eines der monumentalsten Kammermusikwerke überhaupt geschaffen, das Künstler und Publikum gleichermaßen berührt und in seinen Emotionen mitreißt.

Umso unvorstellbarer scheint es, dass das Werk bei den Verlegern seiner Zeit auf absolutes Unverständnis stieß. Auch nach seinem Tod blieb das Werk jahrelang unberührt, wurde weder publiziert noch aufgeführt.

Der erste Satz Allegro ma non troppo beginnt ohne jegliches Zeitgefühl in klarem C-Dur, das sich, beispielhaft für den gesamten Satz, innerhalb eines

Augenblicks zu einem stechenden, verminderten Akkord verschärft. Friedvoller Gesang, wie im Thema der beiden Celli, steht im ständigen Wechsel zu peitschenden Staccati und hochdramatischen Passagen.

Auch das Adagio beginnt mit einem Gefühl von Zeitlosigkeit. Die Melodie der Mittelstimmen scheint sich bis in alle Ewigkeit fortzuspinnen, untermalt von Seufzern der ersten Violine und getragen vom Pizzicato des tiefen Cellos. Im brutalen Kontrast dazu steht der Mittelteil des Satzes, ein nicht enden wollender Schrei abgrundtiefer Verzweiflung.

Mit dem dritten Satz folgt ein triumphales Scherzo, dessen ausgelassene Fröhlichkeit stellenweise fast überzeichnet wirkt. Das Trio als stilles, flehendes Gebet versinkt nach und nach fast bis zur Unhörbarkeit.

Der letzte Satz beginnt mit scheinbarer wienerischer Gemütlichkeit und Nonchalance, immer durchdrungen von einer gewissen Melancholie. Im Laufe des Satzes steigert sich das Thema bis hin zur grandiosen Coda und beschließt das Werk in strahlendem, fast grellem C-Dur.


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